„Eigentlich wollen wir das hier heute nur genießen – und am Ende vielleicht nicht mehr als eine 20-Tore-Differenz kassieren“, hatte sich Pascal Vette, neuer Trainer des CVJM Rödinghausen, beim Freundschaftsspiel gegen Bundesligist TBV Lemgo-Lippe kurz vor Anpfiff vorgenommen. 60 unterhaltsame Spielminuten später war klar: Ganz so einfach war das Vorhaben dann doch nicht. Der TBV nutzte seine Überlegenheit gnadenlos aus und siegte am Ende in der mit 550 Zuschauern restlos ausverkauften Siegfried-Moning- Halle in Bünde mit 13:48.

Traurig? War deshalb aber niemand. Denn die Zuschauer sahen ein Spiel mit vielen handballerischen Höhepunkten, mit heimischen Spielern, die vor allem in der ersten Spielhälfte ihr Herz in beide Hände nahmen und immer wieder Lücken in der auch körperlich überlegenen TBV-Abwehr fanden. „Heute geht es einfach darum, gemeinsam ein Handballfest zu feiern“, hatte CVJM Handball- Geschäftsführer Markus Kellermeyer schon vor der Partie gefordert. Und die Zuschauer ließen sich nicht lange bitten, feuerten beide Teams an und sorgten auch an den Getränke- und Imbissständen für reichlich Umsatz. Allein die Lüftung in der Siegfried-Moning- Halle wollte nicht so recht mitspielen und sorgte für tropische Temperaturen auf dem Spielfeld, auf dem es ohnehin heiß herging. Dabei war der Bundesligist tatsächlich mit seinen besten Spielern angereist, nutzte Trainer Florian Kehrmann die Chance, um eingeübte Spielzüge in der Praxis umzusetzen und vor allem den schnellen Tempogegenstoß weiter auszuüben. So ging es meistrasend schnell: Der CVJM scheiterte entweder an der hoch aufgeschossenen Abwehr oder am österreichischen Nationaltorhüter Constantin Möstl und schon flog der Ball schnell und präzise nach vorne, wo die TBV-Spieler keine Mühe hatten, einzunetzen. „Die Schnelligkeit ist schon beeindruckend. Während wir versuchen, abzuschließen, ist der erste gegnerische Spieler schon auf dem Weg zu unserem Torwart“, wunderte sich Pascal Vette über so viel Tempo im gegnerischen Spiel.

Im Spiel des CVJM begeisterte vor allem Neuzugang Alec Büttner, der seinen Respekt gegen den Bundesligisten als Erster ablegte und immer wieder auch Möstl im Tor überwinden konnte. In der zweiten Hälfte verloren die Gastgeber an Kraft, ließen zwischenzeitlich die Köpfe hängen, weil ein gegnerischer Tempogegenstoß den nächsten jagte, ehe am Ende ein Ergebnis auf der Anzeigentafel aufleuchtete, das alle Beteiligten „als etwas zu hoch“ einschätzen, so Pascal Vette. Doch selten war ein Resultat so nebensächlich, fühlten sich alle Spieler, vor allem aber die Zuschauer als echte Sieger. „Wir wollten hier ein echtes Handballfest stattfinden lassen – und das ist uns glaube ich auch ganz gut gelungen“, so Markus Kellermeyer, der sich am Ende darin bestätigt sah, dass „wir einfach ein handballverrücktes Dorf sind, das auch solche Großereignisse organisatorisch und emotional auf die Beine stellen kann.“