Vier Treppen nach oben steigen, zuhören, wie das Geklapper von Geschirr unten im Bistro leiser wird, dann durch eine Glastür und wir stehen im dritten Stock und gleichzeitig im Grünen. Willkommen im Dachgartenprojekt des Grünen Würfels, inmitten des Kesselbrinks, der es gerade nicht raus aus den Schlagzeilen schafft. Hier aber: Ruhe. Ein paar Bienen und Schwebfliegen, die sich um prächtige Kürbisblüten balgen, eine Amsel, die schaut, ob es ein paar Erdbeeren geschafft haben, die Erntezeit zu überstehen – das war es.
Vier Treppen nach oben steigen, zuhören, wie das Geklapper von Geschirr unten im Bistro leiser wird, dann durch eine Glastür und wir stehen im dritten Stock und gleichzeitig im Grünen. Willkommen im Dachgartenprojekt des Grünen Würfels, inmitten des Kesselbrinks, der es gerade nicht raus aus den Schlagzeilen schafft. Hier aber: Ruhe. Ein paar Bienen und Schwebfliegen, die sich um prächtige Kürbisblüten balgen, eine Amsel, die schaut, ob es ein paar Erdbeeren geschafft haben, die Erntezeit zu überstehen – das war es.
Sonst ist es hier unglaublich ruhig. Still fast. Sagt Nico Schmidt-Krischik, Sozialarbeiter bei der AWO, sonst eher da zu Hause, wo es auch mal lauter, rauer, turbulenter hergeht. Hier aber: Wächst und gedeiht es lautlos. Unterstützt von Fabian und Isabelle, die sich gemeinsam in der Woche 24 Arbeitsstunden und vor allem einen grünen Daumen teilen. Mit ihm werden hier Kräuter großgezogen, Kürbisse erntereif gepflegt, aus grünen rote Tomaten gezaubert. All das natürlich nicht, um den maximalen Ertrag zu erzielen, um eine möglichst dicke Ernte einzufahren, sondern aus einem ohnehin schon sozialen Projekt ein noch sozialeres werden zu lassen.
Soll heißen: Zwei Kitas kommen hier jede Woche nicht nur zu Besuch, sondern packen mit an. Zupfen Unkraut, nutzen die vielen bunten Gießkannen im Mini-Format, um da zu wässern, wo der Niederschlag nur selten seinen Weg hinfindet. Sehen aber vor allem zu, wie aus Samen erst Grünes, dann Essbares entsteht. Da wandert schon mal eine Erdbeere in einen kleinen Mund, (be)staunen die Kinder, wie viele Bienen eine einzelne Sonnenblume anzieht.
Der Kontrast – draußen die Drogenszene, drinnen, oben die Urban Gardening-Atmosphäre – könnte kaum größer sein. Aber: so schlimm, wie es in der Presse gerade breitgetreten werde, wie der Polizeibericht vermuten ließe, sei es gar nicht. Sagt Nico Schmidt-Krischik und muss es als einer, der mittendrin ist, im Quartier, auf dem Kesselbrink, eigentlich wissen. Ja, hier wird konsumiert. Und ja, hier werden auch Drogen verkauft. Aber wenn er mal gefragt wird, ob er Bedarf habe – und nett abwinkt, dann werde ebenso nett zurückgewunken, ein schöner Tag gewünscht.
Schönreden wolle er nichts. Aber beruhigen. Auch die Eltern, die manches Mal ein wenig Magendrücken haben, wenn die Kita verkündet, dass ab sofort und regelmäßig der Grüne Würfel, vor allem der Kesselbrink mit den Kindern besucht werde. Die Skepsis verfliege aber schnell, auch bei denen, die während der Ferienspiele ihren Nachwuchs nur einmal herbrachten und sich ob all der Schlagzeilen nicht so wirklich sicher fühlten. Der Weg hin und zurück aber: Kein Problem. Und hier oben: Eitel Sonnenschein. In großen Töpfen wachsen outdoor noch größere Pflanzen – und auch drinnen grünt es. Wer durch die mit Fingerfarbe verzierte Tür nach innen geht, erfährt auf Plakaten und Postern viel über die heimische Flora, über die Art, wie man am besten auf kleinem Platz viel Grün schafft und auch, wie sich aus Zucchinis eine schmackhafte Suppe zaubern lässt. Dabei war die Ernte in diesem Jahr so üppig, dass die AWO damit nebenan im Quartier des Ostmannturms einen riesigen Topf Zucchinisuppe für Bedürftige kochen und ausgeben konnte.
All das also: Ein Erfolgsprojekt auf einem Würfel, der eben nicht nur von außen, sondern auch von innen, und besonders von oben grün ist. Und das gerne auch so lange wie möglich bleiben darf. Noch trägt die benachbarte Volksbank in Ostwestfalen hier die Kosten, entlohnt Fabian und Isabelle, befristet bis Ende des Jahres. Wie es danach weitergeht? Egal, Hauptsache, es geht weiter. Sagt Nico Schmidt- Krischik und hofft auf die Fortsetzung eines Projektes, dem er gerne zusieht, das er gerne organisatorisch unterstützt. Und doch nicht ein echter Teil davon sein könne. Sein Daumen, sein gärtnerisches Talent sei einfach alles. Nur nicht grün.
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