Er sieht exakt so aus, wie man sich einen Bahner vorstellt. Die Mütze: natürlich mit Eisenbahner- Emblem. Die orangefarbene Warnweste: scheinbar aus dem Bestand der Deutschen Bahn. Selbst der Kugelschreiber in der engen Ärmeltasche seiner Arbeitsjacke: selbstverständlich gelabelt. Mit den beiden roten Buchstaben. D. Und B.
Man könnte meinen, Marco Riffelmann sei ein Bahner durch und durch. Und sicherlich ist er das auch. Aber wenn man ihn so fragt, was er denn macht, so beruflich, dann sagt er: Was mit Elektro, als Betriebsleiter E-Technik in der Maschinenbaubranche. In seiner Freizeit aber, genauer: jeden Samstag, Bahner. Bei den Bielefelder Eisenbahnfreunden, die ihr Terrain direkt am Lokschuppen haben, mit dem er, mit dem sie längst ihren Frieden geschlossen haben. Sicher, schöner wäre es, hier würden noch schnaubende, Rauch speiende Dampfloks übernachten, in Stand gehalten, für Ausfahrten auf Vordermann gebracht werden. Die Alternative damals, 2003, aber war der Abriss. Und das will nicht nur kein Bahner. Das täte noch viel mehr weh. Sagt der 55-jährige Vereinsvorsitzende Marco Riffelmann und schaut rüber zu der Eventlocation, von der nur noch wenige wissen, wofür sie mal gebaut wurde und gedacht war. Tendenz: fallend.
Er sieht exakt so aus, wie man sich einen Bahner vorstellt. Die Mütze: natürlich mit Eisenbahner- Emblem. Die orangefarbene Warnweste: scheinbar aus dem Bestand der Deutschen Bahn. Selbst der Kugelschreiber in der engen Ärmeltasche seiner Arbeitsjacke: selbstverständlich gelabelt. Mit den beiden roten Buchstaben. D. Und B.
Man könnte meinen, Marco Riffelmann sei ein Bahner durch und durch. Und sicherlich ist er das auch. Aber wenn man ihn so fragt, was er denn macht, so beruflich, dann sagt er: Was mit Elektro, als Betriebsleiter E-Technik in der Maschinenbaubranche. In seiner Freizeit aber, genauer: jeden Samstag, Bahner. Bei den Bielefelder Eisenbahnfreunden, die ihr Terrain direkt am Lokschuppen haben, mit dem er, mit dem sie längst ihren Frieden geschlossen haben. Sicher, schöner wäre es, hier würden noch schnaubende, Rauch speiende Dampfloks übernachten, in Stand gehalten, für Ausfahrten auf Vordermann gebracht werden. Die Alternative damals, 2003, aber war der Abriss. Und das will nicht nur kein Bahner. Das täte noch viel mehr weh. Sagt der 55-jährige Vereinsvorsitzende Marco Riffelmann und schaut rüber zu der Eventlocation, von der nur noch wenige wissen, wofür sie mal gebaut wurde und gedacht war. Tendenz: fallend.
Vor dem Lokschuppen, dem Parkplatz, trennt ein gar nicht mal so hoher Zaun Abendleben von Samstagvormittag, Partybesucher von Hobbybahnern. 80 von letzteren sind hier Mitglied, zwölf dann echte Aktive, selbst junge Menschen begeistern sich aktuell dafür, sich dem zu widmen, was nur ein paar Meter über die von der DB überlassenen Gleise fahren kann. Man könnte meinen, dass die meisten (ehemalige) echte Bahner sind, aber da schüttelt Marco Riffelmann eher den Kopf, es sind gerade mal drei oder vier. Der Rest: Das, was man auf dem Arbeitsmarkt Quereinsteiger nennen würde, manche gar komplett ohne handwerkliche Vorkenntnisse.
Wer drüben, auf den Gleisen der Deutschen Bahn in Feierabend, in Rente geht, der sei mit dem Verein, wie er es nennt, meist durch. Und nicht mehr bereit, große Teile seiner Freizeit zu nutzen, zu opfern gar, damit in die Jahre gekommene Lokomotiven und Waggons nicht direkt auch in Vergessenheit geraten. Die Stunden, die dafür in der frisch und natürlich eigenhändig, vor allem authentisch und in einem vollen Jahr restaurierten Werkstatt in alle Projekte geflossen sind? Nicht zu zählen. Für den Kenner: Hier wurden die Kleinlokomotive Kö I, Baujahr 1935, in drei langen Jahren ebenso restauriert wie der Kleinstturmtriebwagen Klv 61-9106 aus 1955, die Kleinlokomotive Köf II aus 1944 und der Rottenkraftwagen Klv 53 0538-8 aus 1975. Alle so, als wären sie gerade aus der Produktionshalle geschoben worden, frisch übergeben, fast schon zu schön, um hier stehen, rollen, fahren zu können.
Wer mit dem Vorsitzenden der Bielefelder Eisenbahnfreunde an der Gleisanlage entlang zu Vehikeln geht, die auf ihr stehen und sich der Witterung wegen doch unter Planen verstecken, der merkt schnell: Hier ticken die Uhren anders, sind die Zeiträume andere, deutlich längere. Diese Dampflok hier etwa? Braucht Hingabe, Liebe gar über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis sie wieder, ja, nicht fährt, sondern rollt. Gefunden haben sie sie in Berlin auf einem Spielplatz, von Sand umgeben und so in die Jahrzehnte gekommen, dass sie mit Sicherheit nicht mehr zu bespielen, zu besteigen war. Verschrotten, das hatten sich die Verantwortlichen vorgenommen. Auf keinen Fall. War die Meinung der Eisenbahnfreunde und so wurde ein symbolischer Preis gezahlt, ein Gönner gefunden, der den gar nicht mal so günstigen Transport nach Bielefeld zahlte. Jetzt steht sie hier. Und wartet. Wie lange? Schwer zu sagen. Bestimmt lange. Sehr lange. Erzählt der Vorsitzende und berichtet von vielen verborgenen Schätzen, die irgendwo noch darauf warten, gerettet, instand gesetzt zu werden. Dabei dürfen sie nicht irgendwo auf der Welt über Schienen gefahren sein, sondern irgendeine historische Verbindung zu Bielefeld haben. Wenn sie hier schon mal – damals – Güterwaggons vom Hauptbahnhof zu Industriestandorten gezogen, geschoben haben, dann sind sie es nach ihrem Verständnis wert, aufgehoben, wiederbelebt zu werden. Aber selbstverständlich nicht zu jedem Preis.
Natürlich träumen wir von einer Rangierlok, V60, die hier früher immer fuhr und heute noch zu haben ist. 60.000 Euro stehen da auf dem Preisschild, in der Zustandsbeschreibung aber meist nur das Wort: schrott. Selbst das, also der schrottreife Zustand, wäre nicht das Problem. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn man aus nichts viel macht, wenn man aus einem, man muss das so sagen, Schrotthaufen in jahrelanger Arbeit ein rundum restauriertes, fahrtüchtiges Vehikel macht, dann sorgt das für Motivation pur. Wäre da nicht das Preisschild, das meist jegliche Träume von Beginn an platzen lässt. Sagt der Vorsitzende und erzählt dann lieber, wie sie sich überhaupt finanzieren. Drei, vier Mal pro Jahr mieten sie von befreundeten Vereinen Dampf, E- oder Diesellok mitsamt Personenwaggons, werfen sich in Schale, organisieren und planen, machen Werbung, rechnen vor und nach, wählen Personal vorne in der Lok, hinten in den Personenwaggons aus und bitten dann zur Sonderfahrt. Mal nach Aachen, dann nach Kiel, sogar schon nach Rostock. Das Interesse ist nicht nur ungebrochen, sondern stark zunehmend, die Tickets sind flott ausverkauft, der Flaschenhals aber ist und bleibt die immense Organisationsarbeit, die im Vorfeld, am Tag der Sonderfahrt notwendig ist. Vor allem der Betrieb des Speisewagens, den sich andere Eisenbahnvereine erst gar nicht antun, verschluckt zweierlei: Zeit und Personal. Auch sonst, an den Samstagen, gilt: Langeweile Fehlanzeige. Es gibt immer etwas zu reparieren, zu optimieren. Und dann ist da auch noch die Drehscheibe, das Herzstück des Lokschuppens. Jahrgang 1936, Vereinseigentum wie ein Großteil der restaurierten Fahrzeuge, dafür da, große Dampfloks auf der Stelle wenden, drehen zu lassen, um sie entweder passend in den Unterstand zu schieben oder in Gegenrichtung weiterfahren zu können.
Genutzt wird sie tatsächlich noch, etwa wenn andere Eisenbahnfreunde mit ihren Dampfloks den Bielefelder Weihnachtsmarkt ansteuern und nicht nur Wasser und Kohle bunkern, sondern auch für die Rückfahrt die Fahrtrichtung der Lokomotive wechseln, ändern wollen. Das bereitet Freude, das bringt auch mal finanzielle Mittel. Weiß Marco Riffelmann und fügt schnell an: Vor allem aber kostet die historische, voll funktionierende Drehscheibe. Zeit. Und Geld. Grob gerechnet kann sich ein Kollege jeden Einsatztag ausschließlich um sie kümmern, um gegen Wasser- und Frostschäden, den Zahn der Zeit anzukämpfen.
Können diese Aufgabe viele der aktiven Vereinsmitglieder leisten, ist es beim Rangieren auf der Gleisanlage ganz anders. Dafür braucht es schon einen echten Führerschein. Und auch wenn die Strecke überschaubar, das notwendige technische Know-how nicht sehr tiefgehend dafür ist, bleiben die, die diese Berechtigung haben, auch bei den Eisenbahnfreunden die Ausnahme. Denn die Zeichen, die es alle zu beachten gibt, sind keine 34 35 absoluten, wie im Straßenverkehr. Sondern meist relative. Das zu erlernen, mit ihnen umzugehen, sie richtig einzuordnen, zu befolgen, sei sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Sagt Riffelmann und weiß, wovon er spricht. Er besitzt den Führerschein.
Mittlerweile sitzen wir in einem Backsteingebäude zwischen den Gleisen, in dem es, welch Wunder, exakt so aussieht wie bei der Deutschen Bahn. Kein Wunder, denn das Gebäude gehört ihr auch. Und, auch keine echte Überraschung, wurde in ihm doch alles so hergerichtet, dass das Wort authentisch noch untertrieben zu sein scheint. Es gibt sogar eine Sitzecke, die der kennt, der früher Interregio gefahren ist. Sie stammt aus ihm, wurde liebevoll restauriert, auf Hochglanz gebracht, das Polster gewaschen, gebürstet und bietet nun Platz für die, die in der Arbeitspause Wärmendes zu sich nehmen und die Hand zum Gruß heben, wenn ein paar Meter entfernt der ICE in Richtung Berlin vorbeidonnert.
Natürlich liegen hier in den Regalen auch DB-Uniformen, hängen historische Bahnfotos an den Wänden, stehen Modelleisenbahnen auf Sideboards. Hand aufs Herz, fährt daheim auch eine Modellbahn ins Runde? Auf die Frage hat Marco Riffelmann scheinbar nur gewartet. Natürlich. Und nicht nur eine. Sondern Hunderte. Wobei das Wort „fährt“ falsch gewählt ist. Er ist eher Sammler. Wie so viele seiner Vereinskollegen, bei denen die Faszination weiter als in den Samstag reicht. Kommt ein neues Modell im Maßstab H0 in den Handel, das sogar hier, in Ostwestfalen, einmal rangierte, dann gibt es kein Halten mehr. Da wirft man dann schnell jegliche Skrupel bei der abenteuerlichen Preisgestaltung der Hersteller über Bord. Weiß Riffmann und ist froh, dass seine Frau bei alledem mitmacht.
Dabei fällt sein Blick rüber zu den vereinseigenen Waggons, die schön aufgereiht auf dem ersten Gleis vor dem Lokschuppen stehen. Blank geputzt, sofort einsatz-, abfahrbereit, sehen sie so aus, als kämen sie direkt aus der Produktion. Und laden eigentlich in heutiger Zeit direkt dazu ein, mit Graffiti angesprüht zu werden. Irgendwie, oder besser: Gott sei Dank, sagt der Vereinsvorsitzende, scheint sich bei den Sprayern herumgesprochen zu haben, dass wir nun wirklich kein gutes Ziel für ihre zweifelhaften Verschönerungsaktionen sind. Das sieht bei den für die Nacht in ein paar hundert Metern Entfernung abgestellten Triebwagen der regionalen Privatbahnen ganz anders aus.
Lackiert, restauriert, mit Sponsorenlogos versehen und mit technischen Kennzahlen beschriftet haben sie all die Waggons natürlich selbst – und all das immer möglichst nah am Original. Es sei am Ende die Wahrung einer echten Fortbewegungskultur, die sie hier als Bielefelder Eisenbahnfreunde betreiben. Ein Kümmern um erlebbare Geschichte, die gerade dabei ist, sich aus dem Bewusstsein zu verabschieden.
Wirkt nicht so, als begeisterte das junge Menschen nachhaltig. Sagen wir. Das ist unser Problem. Erwidert Marco Riffmann. Noch gäbe es einige, die hierherkommen und gerade erst die Volljährigkeit erreicht haben. Aber da bleibe doch ein dickes Fragezeichen. Weiß der Vorsitzende und hofft, dass das Virus Eisenbahn eben keines ist, das sich vor allem an ältere Menschen heftet. Sondern die Zeit überdauert. Ganz gleich, wie sehr die Bahn auch in die Kritik gerät. So wie bei ihm hier. Als er noch Junge war. Und bei all den anderen, die hier ihre Samstage, ihre freie Zeit verbringen.
Im Grunde?
Sind sie hier alle Bahner.
Längst nicht nur in der Freizeit,
sondern im Herzen.
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